12.11.2023
Im Evangelium des heutigen Sonntags geht es um die klugen und törichten Jungfrauen und um den nicht gerade freundlichen Bräutigam. Nun ist diese Geschichte keine wahre Begebenheit, sondern ein Gleichnis. Gleichnisse sind dazu da etwas ganz spitz auf den Punkt zu bringen. Die Bibel will uns heute sagen: Der Herr kommt – am Ende der Zeit: aber niemand weiß genau wann, seit also klug und vorbereitet.
Bei Lesen des Gleichnisses fällt mir auf, dass da zwar vom Bräutigam die Rede ist und auch von der Hochzeit, vom Saal und von den Gästen – aber kein Wort von der Braut. Wo eine Hochzeit ist und ein Bräutigam, da muss doch aber auch eine Braut sein!
Wenn Christus der Bräutigam ist, dann ist die Braut die Kirche und das sind wir alle gemeinsam. Denn mit ihr will sich Christus vermählen, wie es auch in einem Kirchenlied heißt. Ich denke, bei einer Hochzeit hat doch ganz
sicher, die Braut auch ein Wörtchen mitzureden.
Vielleicht wird die Braut dafür sorgen, dass die Geschichte doch ein bisschen anders ausgeht als im Evangelium. Sie kennt die Jungfrauen, die den Bräutigam zu ihrem Haus geleiten sollen. Sie ist doch eine von ihnen. Vielleicht wird sie, wenn der Ruf „Der Bräutigam naht“ erklingt, zu den klugen Jungfrauen sagen: Jetzt redet nicht so klug daher, sondern lasst die Kirche im Dorf! Geht nicht so geizig mit eurem Öl um, sondern teilt es. Die Braut ist die Kirche. - Und die Kirche sind wir.
Deshalb stellt sich die Frage: „Wie sind wir so als Braut“? Wie gehen wir mit denen um, deren Öl schon mal zur Neige geht? Wie gehen wir um mit
denen, die in Sachen Kirche „ausgebrannt“ sind? Sagen wir da nur schulterzuckend: Pech gehabt! Dumm gelaufen! Zu spät! Oder haben wir dann ein Herz für alle? Schauen wir nur mitleidig zu - oder können wir teilen?
Andere teilhaben lassen an dem, was auch uns Leben lässt?
Wenn wir als Kirche wissen, dass wir nicht nur für die „Klugen“ da sind, sondern auch für die „Törichten“. Dann werden wir so agieren, dass am Ende die Tür allen offen steht zum Mitfeiern. Wir als Kirche sollen so sein, wie Jesus zu Lebzeiten war: offen und hilfsbereit, gütig und barmherzig.
Denn am Ende, so hat es Dorothee Sölle einmal formuliert, wird es keine Fragen mehr geben, sondern nur eine Umarmung. Eben ein Fest für alle, die IHN lieben. Ich wünsche Ihnen allen eine gute Woche
Diakon Hermann-Josef Bowe